Locations of visitors to this page

Freitag, Juli 28, 2006

Ein Jahr in Neuseeland Teil 1

















Guten Tag liebe Leserinnen und Leser!

Am 31. Juli ist es soweit, ich bin ein Jahr in Neuseeland und gleichzeitig beginnt mein illegaler Aufenthalt, das muss gefeiert werden!
Wenn ich so zurueck denke kommt mir die Zeit total kurz vor, warscheinlich weil so viel passiert ist und alles neu war, aber hier eine kleine Zusammenfassung:

Durch eine spontane Idee und 5 Leuten die verrueckt genug waren mit zu machen kam es zustande das am 2. August 2005 6 Deutsche (Anna, Marleen, Dominik, Andi, Simon und ich) mit viel zu schweren Rucksaecken aus dem Flughafen in Auckland stolperten, gewappnet der ungezaehmten Wildniss Neuseelands die Stirn zu bieten. Nach den vielen Reisemagazinen im Fernsehen erwartete mann ein Land voller Fjorde, Urwald und Ureinwohner die das Gesicht komplett taetowiert und staendig Fratzen ziehend den ganzen Tag in ihren Einbaeumen herumpaddeln oder am Strand Kriegstaenze auffuehren. Also nahmen wir uns erstmal ein Taxi mit Anhaenger fuer unsere Rucksaecke und fuhren zu unserem Vergnuegen auf der linken Seite zu einem Backpacker. Auckland stellte sich als ziehmliche Enttaeuschung heraus, und hat bei den Kiwis (so nennen sich die Neuseelaender gerne) auch einen ganz speziellen negativen Ruf. Diese Stadt ist einfach nur hektisch und voller Leute die ich im nachhinein nicht als typische Kiwis bezeichnen wuerde, vor allem sehr viele Asiaten praegen das Bild der Strassen und es herrscht staendiger Stress im Vergleich zum Rest der Insel. Doch nach einer Woche voller Erledigungen wie Steuernummer beantragen, Bankkonto eroeffnen, Auto kaufen und jeder Nacht in einem Backpacker (hostel) mit Blick auf Glasfassaden von Hochhaeusern konnten wir endlich die Stadt verlassen und die Laune besserte sich mit jedem Meter der uns Richtung Norden fuehrte. Unser Gefaehrt war ein Mitsubishi L300 ungefaehr 18 Jahre alt, von uns getauft "Helge" nach dem beruehmtesten aller Deutschen Schneider. Dieser half uns in dieser Woche jeden Abend beim Einschlafen und diente uns zur mentalen Vorbereitung auf jegliches Abenteuer durch seinen "Expeditionsroman", sehr zu empfehlen. So fuhren wir in Helge zu sechst in Richtung Sueden zu unserer ersten Arbeitsstelle, der Bay of Plenty. Auf dem Weg passierten wir wunderbare Waelder voller unbekannter Baeume und Voegel, sahen das erste mal das Meer und waren begeistert von den hohen Wellen und den tollen Felsen an denen mann sogar klettern konnte. Auch das erste Abenteuer lies nicht lange auf sich warten, denn Helge, geplagt von 6 Leuten mit Gepaeck, die alle an ihm lernen mussten wie so eine Lenkradschaltung funktioniert und schon sehr in die Jahre bekommen lies uns nach nur wenigen Kilometern auf dem Weg im Stich. Kommentare "Irgendwie riecht es hier komisch und da vorne kommt Rauch raus?" Es dauerte nicht lange und nachdem wir es doch nach Te Puke zu unserem ersten Arbeitsplatz gemacht hatten mit andauerndem Wasserauffuellen stellte sich heraus das die Zylinderkopfdichtung kaputt war und die Reperaturkosten den materiellen Wert des Autos uebersteigen wuerden. So wurde dieses Ereignis ein Scheidepunkt und wir mussten uns von Helge trennen und ihn in die fettigen Haende eines Schrotthaendlers uebergeben. Auch die Arbeit in Te Puke stellte fuer drei von uns als Backpackerabzocke heraus und so trennten wir uns von Anna, Marleen und Domi, die einen besseren Job hatten und begaben uns mit Gregor, einem anderen Deutschen, der durch die hintere Sitzbank von Helge in seinem Bus nun die Moeglichkeit hatte 5 Leute mitzunehmen auf den Weg ins Coromandel. Da es mit dem Kiwipruning (zurueckschneiden von Kiwipflanzen, bezahlt nach Leistung, Stundenlohn bis zu 4 Euro) nicht so richtig funktionierte, entschieden wir uns, wie jeder bestimmt nachvollziehen kann, einen Wanderzirkus aufzumachen oder zumindest als Strassenkuenstler aufzutreten. Doch nach mehreren Auftritten in Auckland, Hastings und anderen Staedten wurde uns bewusst das die Neuseelaender einfach noch nicht soweit sind sich unserer erhabenen Kunst hinzugeben und sie angemessen mit Geldspenden zu segnen...ungefaehr 20 $ fuer mehrere Stunden Didgeridoo spielen und ratschen auf selbstgebauten Digdgeridoos und Ratschen, insgesamt eher unbefriedigend. So dachten wir uns, wenn das mit der Arbeit nicht klappt dann Arbeiten wir halt nicht, was liegt auch naeher. Unser Lebensstil bestand sowieso die ganze Zeit schon aus Reis oder Nudeln mit Baked Beans und Knoblauch&Zwiebeln und wildes Campen, manchmal in einer von Kuhscheisse uebersaeten Wiese an einer Strasse, also alles sehr billig und wir hatten eine verdammt gute Zeit. So fing alles an, mehr dazu, der Geschichte in der wir mit einer Schrotflinte verfolgt werden und vielem mehr mit Bildern ausfuehrlich in den Reiseberichten auf www.gmx.de (im Postfach;benutzername: bingobongo1@gmx.de; Passwort: neuseeland).

Die meiste Zeit verbrachte ich am Ende auf der Suedinsel, die mit mehr Natur und weniger Einwohnern lockt und an der ich mich nach fast 9 Monaten immer noch nicht satt gesehen habe.


Die Neuseelaender an sich
sind nicht nur auf den ersten Eindruck freundlich, nach jedem Hallo fragen sie wie es mir geht und sind zu 60% auch an der Antwort interessiert. Sie sind gastfreundlich, hilfsbereit und haben eine Schwaeche fuer Rugby, Bier und Pies. Des oefteren luden mich Leute ein zu sich nach Hause beim trampen, zeigten mir die Gegend oder schenkten mir Marijuana aus ihrem Handschuhfach. Die Erziehung ist hier nicht so sehr auf Karriere ausgerichtet und die Familie bekommt nicht gleich einen Koller wenn das Kind nach der Schule nicht gleich anfaengt eine Lehre zu machen oder auf die Uni geht. Im Grossen und Ganzen ist hier alles unbeschwerter zu und die meisten Leute haben staendig gute Laune. Die Kids duerfen hier schon ab 15 Auto fahren, viele Surfen und fahren Snowboard. Mir kam es so vor das es hier unter den Jugendlichen nicht so viele verschiedene Interessen oder Gruppen gibt. Die meisten sind mehr oder weniger im gleichen Stil angezogen und moegen es durch besonders cooles Auftreten die anderen zu beeindrucken, und cool ist, wenn mann ein aufgemotztes Auto faehrt oder besonders stylische angezogen ist. Sehr warscheinlich liegt es an meiner Einstellung aber ich konnte mit dem Partyleben und den Jugendlichen hier nicht so viel anfangen, mir hat irgendwie die Auswahl gefehlt und das ganze wurde schnell langweilig. Selbst in Christchurch, der groessten Stadt der Suedinsel gab es wenige Moeglichkeiten das Woechenende zu verbringen. Entweder ins Kino, in eine der wenigen Bars wo mindestens 50 andere Anstehen um sich drinnen zu besaufen und wo mann ohne feine Schuhe oft nicht reinkommt oder in eine Sportbar. Manchmal spielen Livebands aber nach mehreren Versuchen bei denen wir mit 5 anderen Leuten vor der Buehne standen und die Stimmung nicht besser wurde gab ich es irgendwann auf. Bin warscheinlich einfach zu verwoehnt von Deutschland.Da NZ noch jung ist gab es hier noch nicht die Zeit genug Kultur zu entwickeln und die wenigen Leute machen es auch etwas schwerer. Die erwachsene Neuseelaender ist oft sportiv, naturverbunden, typische Hobbys sind Angeln, Jagen, Bootfahren, Rugby oder Saufen unter irgend einem Vorwand. Es ist sehr einfach hier einen Waffenschein zu bekommen und der Angelschein fuer das ganze Land kostet um die 45 Euro fuer ein Jahr. Die Wochenenden der Jugendlichen werden mit saufen in Bars oder unter Einfluss anderer Drogen verbracht. Mit Aussnahme der grossen Staedte ist das Arbeitstempo ziehmlich relaxt und es wird immer darauf geachtet das der Spass nicht zu kurz kommt. Bei meiner Arbeit als Elektriker in Christchurch kam es vor das alle Handwerker im Chor zu Oldies aus dem Radio gesungen haben und einer der Handwerker war nur dafuer zustaendig die Baustelle zu kehren und fuer das Feierabendbier sowie das Grillfleisch zu sorgen. Ich will nicht alle in einen Topf werfen aber mir hat etwas der Gespraechsstoff gefehlt und komischerweise habe ich mit den Kiwis ueber 40 besser Verstanden und einige schoene Abende verbracht bei denen ich zum Essen eingeladen wurde und viel erzaehlt wurde. Auch wenn das jetzt vielleicht etwas negativ klingt mag ich die Leute, die offenen Art, die heitere und unbeschwerte Weise mit ihrem Leben umzugehen und nicht durch ihr Leben zu rasen und nur an Geld oder Karriere zu denken.

Das Land
ist sehr schoen und abwechlungsreich, mann hat die Moeglichkeit innerhalb einer Stunde Fahrt Schneebedeckte Berge, Wuestenlandschaften und den Pazifik zu sehen. Es wird niemals langweilig hier unterwegs zu sein durch die oft wechselnde Landschaft. Wie mann auf den Fotos hoffentlich sieht sind die Farben hier anders, das gruen scheint gruener zu sein und mit der fortschreitenden Tageszeit kommen immer neue Farben zum Vorschein bis der gigantische Sternenhimmel auftaucht der durch die wenigen Lichter und geringe Luftverschmutzung unglaublich hell scheint. Jedes mal faszinierend wenn mann draussen schlaeft, einer schaut in den Himmel und sagt: "schaut mal nach oben" und alle Gespraeche stoppen...

Klettern in Neuseeland
in diesem Jahr habe ich so ziehmlich jedes Klettergebiet in Neuseeland ausprobiert und koennte warscheinlich noch Jahre damit verbringen, Es gibt Sandstein, Granit, Schist, Kalkstein mit und ohne Loecher...alles was man braucht. Mann kann waehlen zwischen 500m 10pitch traditonal oder 10m supertechnischer Sportkletterei. Wenn einem Klettern zu langweilig wird faehrt mann einfach nach Castle Hill, einem riesigen Tal in dem es mal Felskloetze geregnet hat, mehrere tausend Bloecke in wunderschoener Umgebung bis 20m hoch. Die beste Sportkletterei fuer mich war in der Golden Bay, genannt Paynes Ford, ich wollte eigentlich nur eine Woche bleiben doch es wurden 2,5 Monate daraus, die schoensten auf der Reise bis jetzt. Super Kletterei, der beste Campingplatz der Welt (Hangdog Camp), Wasserloch am glasklaren Fluss mit Bouldern ueber dem Wasser und das ganze in der Naehe von Takaka, einer Stadt in der mann augenblicklich beim Eintreten ins Zeitlupentempo verfaellt weil die Leute dort sowas von ueberhaupt keinen Stress kennen...Ich empfehle den Besuch des Wholemeal Cafees und der hoffentlich bald fertigen Baeckerei von Stefan Waldner aus der Schweiz, in der ich mit Simon die Elektrik gemacht habe und uns somit dort den Aufenthalt finanzieren konnten.

So, jetzt wird das ganze schon ganz schoen lang hier und meine Augen fallen langsam zu...

Ganz schoen anstrengend so ein Jahr in Neuseeland und ich habe das Gefuehl das ich es vielleicht in Australien erst richtig begreife was so besonders hier ist weil ich dann etwas Abstand habe...

Ich radle also dann nach Christchurch damit ich am 23. August meinen Flieger nach Melbourne erwische und hoffe das die letzten meiner dann 2400 Radelkilometer in Neuseeland nicht zu verschneit werden...

Also dann, immer mit dem Wind pinkeln!

Nils

4 Comments:

At Juli 31, 2006 6:05 AM, Anonymous Anonym said...

Hey du dicke wurst!danke dass du den schönsten besuch deines lebens schon vergessen hast. ok ich kanns verstehn hatte ja auch fast nicht gemerkt dass ich dich besuche.

 
At Juli 31, 2006 11:55 AM, Anonymous Anonym said...

blablabla........du hast tendenzen zum lehramt?!mmmhhh?
das sind ja mal ecklige sachen, die da rumliegen.
schön hast du das gemacht, auf das nächste jahr. fühl dich beglückwünscht und gebusslt.
Kasia

 
At August 30, 2006 7:50 PM, Anonymous Anonym said...

sehr schoen zusammengefasst, muss ich sagen! da bleibt nicht mehr viel hinzuzufuegen.....
hab viel spass in aussi und hoffentlich laufen wir uns bald wieder ueber den weg!

 
At August 31, 2006 1:03 PM, Anonymous Anonym said...

Hi Nilsi

Ich war geschockt als mir Michi Preller sagte das du in NZ bist. Ich wuste garnix davon.
Saugeile Idee und ehrlich gesagt wärst du der erste gewesen dem ich das zugetraut hätte. Ich hoffe das wir uns auf diesem weg mal ab und zu schreiben. Ich hab mich sehr gefreut zu sehn was du so machst und bin neidisch und stolz zugleich.
*Daumenhoch* für Nils und seine Freunde !!

Liebe Grüße bis demnächst

Steven (Ehemaliger Klassenkamerad RSFo)

 

Kommentar veröffentlichen

<< Home